"… nichts mit Gewalt, alles auf gute Weise, nichts vorschnell oder mit Ungeduld."
Johannes XXIII. (Roncalli)
In der Mediation werden greifbare Konflikte mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung bearbeitet. Aber mediatives Arbeiten kann mehr.
Zum Beispiel:
Konflikte und Reibungen entstehen oft an empfindlichen Punkten des Zusammenlebens und – arbeitens. Wenn wir unterwegs sind und der Schuh nicht passt, zeigt die wunde Stelle genau den Reibungspunkt an. Mediatives Arbeiten kann sowohl zur Lösung konkreter Streitfälle genutzt werden als auch zur prozesshaften Entwicklung von Zusammenarbeit, Kommunikation und Struktur. Es setzt dann genau an Konflikten und beklagten Sachverhalten an. Von hier nimmt es seinen Ausgang. Im Mittelpunkt stehen das Finden und Erfinden von tragfähigen Formen der Zusammenarbeit von passenden Strukturen oder geeigneten Ritualen. Der Mediator begleitet den Prozess als Moderator.
„Hier muss etwas anders werden!“ Doch wie anfangen? Zum Beispiel mit einer Zukunftswerkstatt. In drei klaren und verständlichen Schritten führt sie aus der Unzufriedenheit heraus. Im ersten Schritt gibt es Raum, die unbefriedigende Situation anzusehen. Die begleitende Moderation sorgt dafür, dass dies nicht in der üblichen destruktiven Form geschieht. Im zweiten Schritt, der Phantasiephase, werden die Teilnehmer dazu angeregt, ohne die üblichen Killerphrasen eine lebendige und farbenfrohe Vision zu entwickeln, an der sich zu orientieren Freude macht. In der dritten Phase werden praktikable Vorhaben entwickelt, die auf Herz und Nieren auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden. Mit der Zukunftswerkstatt gelingt es, Phantasie und kreativem Handeln eine Richtung zu geben. Wo es langgeht, bestimmen die Beteiligten selbst und bleiben so für ihr Vorhaben verantwortlich.
Seit zweitausend Jahren hält die Philosophie vortreffliche Übungen und Gedanken bereit, um Konflikte zu verstehen, in ihnen zu bestehen, und angemessene Entscheidungen zu treffen. Philosophen zeigen überraschende Perspektiven auf den Streit und uns selbst. Es rät der weise Heykar in Tausend und eine Nacht: „Höre geduldig den an, der mit dir spricht, und beeile dich nicht, ihn zu unterbrechen. Man fängt keine Unterhaltung mit Antworten an.” In philosophischen Fragen arbeite ich mit der philosophischen Praktikerin Dorothea Höck zusammen.
Wussten Sie schon, dass die Bewegungs- und Kampfkunst Taiji Quan eine Einübung in angemessenes Konfliktverhalten ist? Im Konflikt geerdet „Stehen wie ein Baum“, oder bei galoppierendem Angriff „die Wildpferdmähne teilen“ - es geht nicht um knallharte Reaktionen, sondern um geschmeidiges Reagieren, um das Lösen von Anspannung und Krampf. Taiji Quan lehrt eine freundliche Haltung dem Leben gegenüber. In dieser Kunst stecken alle Möglichkeiten, wohlbehalten aus einem Konflikt heraus zu finden. Das können Sie in Veranstaltungen entdecken, die ich gemeinsam mit dem Taiji-Lehrer Jürgen Reifarth aus Erfurt und vielleicht mit Ihnen durchführe.
Auf Baumstämmen, an Bachläufen, auf Feldern, Lichtungen oder über Stock und Stein lassen sich auf unterhaltsame Weise Konflikte lösen und der Umgang mit ihnen üben. Erlebnispädagogische Übungen und wilde Spiele bringen in Bewegung – auch Menschen, die schon mit vielen Wassern gewaschen sind. Aha- Erlebnisse an der frischen Luft sind dabei durchaus nicht ausgeschlossen. Bei Regen vielleicht auch mal drinnen… Oder gerade draußen? Denn nicht selten stehen wir im Konflikt da wie die begossenen Pudel. Und auch zum Regen gäbe es noch mancherlei zu erfahren.
Kommunikation ist zu wenig. Das Gespräch ist mehr als Informationsaustausch. Es geht darum, wie wir miteinander reden – auch im Konflikt. Alles hat seine Zeit, auch die rechte Art des Redens und des Gesprächs. Redend bauen wir Konflikte auf und feuern sie an, redend können wir aus ihnen herausfinden. Im Unvernehmen wird die Sprache zur Quelle aller Missverständnisse, aber wo der Wille und der Wunsch da ist, führt das gute Gespräch zu Verständnis und Übereinstimmung. Die „gewaltfreie Kommunikation“ und viele andere Gesprächsformen und eine Menge an Wissen über das Gespräch stehen uns zur Verfügung. Warum diesen Schatz nicht kennenlernen und sich aus ihm bedienen?
Das Bezavta-Programm (Bezavta: „Miteinander“) schlägt eine Brücke zwischen Konflikten und politischen Prozessen, zu Führungsaufgaben und zur Demokratieentwicklung. In Bezavta- Übungen wird die politische und kollektive Dimension von Streit deutlich, aber nicht theoretisch abstrakt, sondern ganz praktisch. Sogleich werden die Grundprobleme des Zusammenlebens erfahrbar – und zur Aufgabe. Hier und jetzt. Da weht einem schon mal der Wind kräftig um die Nase. Das ist kein Grund, verschnupft zu sein. Dieser Konflikt geht alle an und es ist besser, wenn ihn alle gemeinsam angehen. Ein Königsweg des politischen Lernens.
Märchen und Geschichten sind nicht nur was für Kinder, sondern für Streithammel jeden Alters. Im Märchen geraten die Helden und Heldinnen oft in die Klemme und müssen sich entscheiden. Gehen sie mutig den Weg der Auseinandersetzung, winken ihnen Prinzen und Prinzessinnen, Glück, Güter … Bleiben sie zuhause auf dem warmen Ofen sitzen, geschieht im besten Falle - nichts. Alles bleibt beim Alten und die verheißenen Lebensschätze gehen verloren. So richtig märchenhaft enden Märchen nur, wenn Schwierigkeiten gemeistert werden. Das Schöne an diesen Geschichten: immer findet sich Hilfe und Unterstützung. Hören wir uns Märchen an und verstehen wir, was sie uns zu sagen haben. Die Märchenforscherin und -erzählerin Benedicta Hirsch kennt sich da bestens aus.
Schon in einer Mediation lässt sich viel über den konstruktiven Umgang mit Konflikten im Team lernen. Aber es steht eben in der Mediation die Lösungssuche im Vordergrund. Oft ist dann zu hören: Wenn wir das vorher gewusst hätten, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. Auf die Teamsituation fokussierte Veranstaltungen zum Konfliktverhalten und Umgang miteinander haben sich bewährt. Unzufriedenheit, Schnittstellenprobleme, Reibungen oder immer wieder auftretende Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit bieten Anhaltspunkte, wo eine solche Teamweiterbildung ansetzen kann. Die Stärkung des Teams, die Entwicklung von Kollegialität und effizienter Zusammenarbeit ist das Anliegen. So kann eine Fortbildung zugleich zur Teamentwicklung werden. Der Supervisor und Coach Frank Truckenbrodt bringt in diese Veranstaltungen seine Kenntnisse und Erfahrungen zur Teamentwicklung ein.